Das Monologstück „Jena Paradies“ erzählt die Geschichte einer jungen Frau aus Deutschland, die in einer rechten Partei aktiv wird und dort aufsteigt. Endlich treffen ihre Sorgen auf Gehör, sie fühlt sich sicher aufgehoben und verstanden. Immer mehr verliert sie sich in der Szene und driftet immer weiter in den Rechtsextremismus ab. Doch der Schein trügt. Interne Machtkämpfe und verlogene Geschlechterpolitik lassen ernste Zweifel aufkommen. Immer mehr zerbricht die Fassade des vermeintlichen Paradieses.
Kann sie, trotz streng geheimem Insiderwissen und tiefen Abhängigkeiten einfach aussteigen? Hin- und hergerissen hadert sie mit den eigenen Ideologien, Gedanken und Taten und kämpft sich in Bruchstücken durch den innerlich leeren Dschungel ihrer Vergangenheit.
In den Medien und in der Öffentlichkeit sind Zuschreibungen von Rechtsextremismus vor allem mit nationalsozialistischem Gedankengut und damit einhergehend Bildern von vor allem männlichen Personen verbunden. In den 90ern schockierte der Fall der NSU und Beate Zschäpe und brachte so manches Weltbild ins Schwanken. Ist sie eine Täterin? Oder Opfer? Wie kommen Frauen in rechtsextreme Bewegungen, deren Frauenbild doch gerade die Mutter- und Hausfrauenrolle und den Rückzug ins Private anstrebt?
Heute sind Frauen mehr denn je Galionsfiguren rechtsextremer Strömungen und rechter Terror ist wieder zur traurigen Realität geworden.
Jena Paradies ist das Porträt einer Frau, deren Suche nach dem Paradies unweigerlich in die Hölle führt.
Fotos: Omurkul Borubaev
Theaterkritik: Tiroler Tageszeitung 12.06.2021
Theaterkritik von Markus Stegmayr, Kronen Zeitung 11.06.2021
Sarah Milena Rendel (*1992) ist Theater- und Filmemacherin aus Innsbruck. Sie ist Regisseurin, Autorin
und Theaterpädagogin. Seit 2015 leitet sie „Soliarts“. Ihre Debütdokumentation „auf den Straßen
Innsbrucks“ ist unter den Sieger*innenprojekten der stadt_potenziale 2018. Sie schloss 2017 das Studium
der Erziehungs- und Bildungswissenschaften ab und ist ausgebildete Theaterpädagogin. Ihre Stücke und
Inszenierungen und Kurzfilm „alles anders“ waren Teil verschiedener Festivals und ebenso im Theater
Tiefrot in Köln als auch im Ateliertheater in Wien, wo sie mit ihrem Stück den open call des Theater
gewonnen hat.